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Der Allrounder

Laute Fangesänge dröhnen durch die Eishalle – die Anspannung in der Mannschaftskabine ist spürbar. Voll konzentriert und in sich gekehrt sitzt ein junger, blonder Eishockeyspieler vor seinem Spind. Aus seinen Kopfhörern dringt deutscher Rap von Kontra K: „Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen“. Die Zeilen geben ihm Kraft. Selbstbewusst erhebt er sich, packt Helm und Schläger und betritt gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden die Halle – das Spiel kann beginnen.

Mit seinen 19 Jahren ist Michael Fink derzeit zwar das Küken in der Profimannschaft der Bietigheim Steelers – doch davon ist auf dem Eis nichts zu spüren. Seit der Saison 2014/2015 trainiert er nun mit der ersten Mannschaft. Das Vertrauen seines Trainers hat er sich in dieser Zeit offensichtlich verdient. Denn seit der vergangenen Saison kommt er bei dem Zweitligisten regelmäßig zum Einsatz. „Die ersten Punkte durch meine Assists haben bei mir einen Leistungsschub bewirkt. Ich wollte immer besser werden, damit ich im nächsten Jahr voll einschlage“, erinnert er sich an seine Anfangszeit. Seitdem beweist sich Michael als Allrounder: Als Mittelstürmer in der Jugend eingestiegen, hat er derzeit die Außenstürmerposition inne – und zeigte seinem Coach im Training, dass er auch als Verteidiger Talente mitbringt. Unvergesslich bleibt für ihn sein allererster Profieinsatz. Ganz so entspannt wie heute war er damals nicht. „Extrem nervös beschreibt es wohl am besten. Ich war wahnsinnig verbissen, wollte keine Fehler machen, Hundert Prozent geben und allen zeigen, dass ich kein kleiner Junge mehr bin“, lacht er. Denn als Kind, mit nur dreieinhalb Jahren, begann seine Leidenschaft für die Wintersportart. Damals, unter den wachsamen Augen seines Vaters, der Eishockeytrainer beim ESG Esslingen ist, schob er eine Pylone über das Feld, um festen Stand auf den rutschigen Kufen der Schlittschuhe zu bekommen. Immer mit dabei seine zwei älteren Brüder, die ebenfalls bereits in jungen Jahren großes Potenzial als Eishockeyspieler zeigten. Sie spielten in der U16/U18-Nationalmannschaft, doch zur Profikarriere reichte es nicht. Der eine aufgrund einer Verletzung, der andere aufgrund seines Studiums, beendeten sie ihre Karriere frühzeitig und sind heute nur noch hobbymäßig auf dem Eis unterwegs.

Mit so vielen Eishockeyliebhabern in den eigenen Reihen konnte und kann sich Michael Fink der Unterstützung seiner Familie sicher sein. Doch trotz seines großen Talents war seinen Eltern und ihm immer klar: Schule geht vor. War er denn auch auf der Schulbank so fleißig wie im Training? „Eher nicht“, schmunzelt Michael. „Ich war relativ faul. Doch ich habe eine schnelle Auffassungsgabe, konnte mir Dinge im Unterricht gut merken und sie in den Prüfungen abrufen.“ So schloss Michael, bei dem Sport, Kunst und Physik zu seinen besten Fächern zählten, mit 17 erfolgreich die Realschule ab. Und auch in Zukunft will er sich nicht nur auf die Sportkarriere konzentrieren, denn, mit Blick auf den verletzungsbedingten Ausfall seines Bruders, ist ihm klar: „Man weiß nie, was passiert“. Derzeit noch ein Nebenjob, möchte Michael ab September eine Ausbildung als IT-Fachinformatiker bei FMP in Ludwigsburg beginnen. Seine erste Ausbildung musste er leider nach einem Jahr abbrechen, da es ihm zeitlich oft nicht möglich war, am Training teilzunehmen. Das bedauert Michael sehr, doch er hat die große Hoffnung, dass es beim zweiten Anlauf klappt: „Mein derzeitiger Arbeitgeber unterstützt mich sehr, gibt mir die Möglichkeit, auch mal früher anzufangen und dafür pünktlich zum Training zu gehen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Erste sportliche Höhenflüge liegen nach den ersten beiden Jahren bereits hinter Michael Fink, denn 2015 wurden die Steelers Meister, in der vergangenen Saison Vize-Meister. Doch mit seiner persönlichen Leistung ist er nicht zufrieden, denn er weiß: Er kann noch mehr. Sein Ziel: Mit den Steelers in die DEL, die oberste Liga aufsteigen. Und so arbeitet er weiter an seinen Fähigkeiten auf dem Eis. Der derzeitigen Sommerpause geschuldet, findet Michaels Training momentan abseits des kalten Eishockeystadions statt. Mit Inline-Hockey, Basketball und Fußball hält er sich fit – zusätzliches Krafttraining sowie der individuelle Trainingsplan seines Mentors Frédérik Cabana sollen ihn in den nächsten Monaten fordern und fördern. Was ihn antreibt, sind Auszeichnungen wie die zum „Spieler des Abends“, die er in der vergangenen Saison aufgrund seiner extrem guten Leistung im Spiel gegen die Kassel Huskies erhielt. Zusätzlichen Ansporn geben ihm Vorbilder wie sein Vater oder die mit der Familie Fink eng befreundeten, im Eishockey sehr erfolgreichen Goc-Brüder.

Michael Fink hat ihn also geschafft, den Sprung von der Jugend in die Profimannschaft. Ein Wahnsinnserfolg, von dem sicherlich viele Nachwuchstalente träumen. Das ultimative Erfolgsrezept für solch eine Sportlerkarriere gibt es leider nicht. Doch Michael weiß, worauf es ankommt: an sich glauben, niemals aufgeben und kontinuierlich an sich selbst arbeiten. Einen kleinen Fitnesstipp hat er allerdings für junge Eishockeyspieler parat: „Seilspringen – es gibt viele Übungen, um die Ausdauer zu steigern und schnellere Beine zu bekommen.“


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